Ebersdorf

Dem Ortsnamen liegt der Personenname „Ebur“, eine Kurzform von Eburhart, zugrunde. Erstmalig erwähnt wurde Ebersdorf im Neustadter Erbbuch von 1317, einem Verzeichnis der Rechte und Besitzungen der Henneberger. Darin heißt es: „Auch hat Lupolds Sohn von Sonnenberg die Wustung zu dem Eybersdorf hinter dem Muppberg von der Herrschaft.“

Panoramaaufnahme des Stadtteils Ebersdorf bei Neustadt, rechts davon ist der Muppberg zu sehen.
© Klaus Frenzel

1516 bestand Ebersdorf aus drei Gütern und vier Sölden (kleinere Anwesen). Im Dreißigjährigen Krieg zog es wohl zunächst einen Vorteil aus seiner abgeschiedenen Lage, doch am 17. Sonntag nach Trinitatis 1634 brannten die Kronacher das Dorf ab, wurden dann aber von in Neustadt liegenden Dragonern vertrieben. Doch kann die Zerstörung nicht so vollständig gewesen sein, denn 1636 hatten die Ebersdorfer schon wieder Einquartierung von Piccolominischen Truppen. 1672 zählte Ebersdorf 43 Einwohner (sieben Ehemänner, sieben Ehefrauen, zwei Witwen und 27 Kinder).

Das kleine Ebersdorf war immer wieder Schauplatz von (vor-)industriellen Unternehmungen. Anfang des 18. Jahrhunderts ließ Johann Müller aus Neustadt ein Hammerwerk zur Verwertung von Eisenstein aus dem Bergwerk bei Fechheim erbauen. Doch war es wohl mit „zu großen Hoffnungen und zu wenig Geld“ begonnen worden, denn schon 1730 stand es mit 333 Gulden bei der Regierung in der Schuld. Nach einem Verkauf wurde der Betrieb 1754 schließlich eingestellt.

1857 ließ der Müller Eberhard von Berg neben seiner Mahlmühle, die auch eine Genehmigung als Schneidmühle hatte, eine Massemühle neu errichten. Wenig später wurde die alte, baufällige Mühle abgerissen. Aus der neuen Mühle entstand der Betrieb, der allen Neustadtern noch als „Massemühle Eugen Wagner“ ein Begriff ist. In vielen Häusern finden sich noch Geschirr oder Wandteller aus ihrer Produktion. Nach einer Übernahme durch die Firma Hutschenreuther arbeitet heute hier Imerys Tableware.

Im Ersten Weltkrieg blieben sieben Ebersdorfer, aus dem Zweiten kehrten elf nicht zurück. Ein Ehrenmal hält ihre Namen fest.

Die Bergmühle wäre eine von vielen Mühlen geblieben, die langsam aber sicher nicht mehr genutzt und damit häufig dem Verfall preisgegeben waren. Doch es kam anders. Schon seit der Grenzziehung im 18. Jahrhundert verlief die Grenze hier mitten durchs Haus. Schmuggler nutzten diese Lage aus. Doch ab 1945 handelte es sich nicht mehr um irgendeine Grenze, sondern die zwischen den Zonen, zwischen der Bundesrepublik und der DDR, zwischen den großen Machtblöcken der Welt. Und so musste das Mühlengebäude weichen, um Platz zu machen für die „gesicherte“ Grenze. Übrig blieb ein Nebengebäude, in dem eine Gastwirtschaft bestand, von deren Terrasse aus man einen Blick „aus der ersten Reihe“ auf die Grenze hatte.

Wegen der Eingemeindung hatte Neustadt schon 1958 verhandelt. Damals lehnte der Gemeinderat den Anschluss ab. Als dann 1975 die Regierung von Oberfranken die Gemeinden aufforderte, Beschlüsse entsprechend ihrer Neugliederungsvorschläge zu fassen, wofür sie zusätzliche Mittelzuweisungen versprach, unterzeichnete auch Ebersdorf den Eingliederungsvertrag. Zum 1. Mai 1978 trat er in Kraft.

Zusammenstellung: Isolde Kalter