Ketschenbach

Ketschenbach gehört zu den Stadtteilen, die ihre erste Nennung dem Neustadter Erbbuch von 1317, einer Auflistung von Besitzungen und Rechten der Henneberger, verdanken. Damals bestand das Dorf aus dreizehn Gütern und einer Mühle.

Panoramaaufnahme des Stadtteils Ketschenbach.
© Klaus Frenzel

Der Name des Ortes weist auf die Lage am Bach hin. Nicht klar ist, ob das Bestimmungswort von einem Grundherrn namens „Kezo“ oder „Gezo“ herrührt, oder ob eine Ableitung von „ketsch” vorliegt, was soviel wie schmierig oder sumpfig heißt. Letzteres ist wahrscheinlicher, da der Bach wohl kaum so bedeutend war, dass man ihn durch einen Personennamen näher bestimmen musste.

1497 wird zum ersten Mal ein Adelsgeschlecht erwähnt, das in Ketschenbach selbst saß, nämlich die Burgharten von Staffelstein. 1551 verkauften sie Schloss und Rittergut an die Herren von Rosenau. 1713 wurden beide von Volrath Timon von Rauchhaupt erworben, der eine Rosenautochter geheiratet hatte. Die Ketschenbacher Schlossherrin Charlotte Amalie von Rauchhaupt war eine geborene von Lengefeld, verwandt mit Friedrich Schillers späterer Frau Charlotte von Lengefeld, die sogar 1781 bei einer Ketschenbacherin Pate stand. Als die Familie von Rauchhaupt im 19. Jahrhundert immer mehr verarmte, wurde auch das Schloss veräußert. 1886 wurde es Opfer einer Brandstiftung.

Aus der Zeit vom Ende des Dreißigjährigen Krieges ist eine Auflistung Ernst Albrechts von Rosenau erhalten, in der er den Zustand der dreizehn Güter beschreibt. Von den neun Bauerngütern lagen vier wüst, die anderen konnten nur wenig anbauen und entsprechend weniger Abgaben leisten. Die vier Söldengüter lagen alle wüst, die Besitzer waren verstorben oder weggezogen.
Die Ketschenbacher Kinder, die zunächst die Schule in Neustadt besucht hatten, bekamen Ende des 18. Jahrhunderts einen Schulverband mit Haarbrücken und Thann, dem ab 1839 das Gemeindehaus in Thann zum Unterricht diente und der 1862 einen Neubau in Thann erhielt. 1896 wurde eine eigene Schule auf dem ehemaligen Schlossgrundstück errichtet. Durch den Anstieg der Schülerzahlen nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1964 wiederum ein Neubau erforderlich. Wegen der Schulneugliederung im Neustadter Raum musste die Ketschenbacher Schule 1984 ihre Pforten schließen, das Gebäude wurde in einen Kindergarten umgewandelt.

Aus dem Ersten Weltkrieg kamen zwölf Ketschenbacher nicht zurück, im Zweiten fielen 38.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Dennersche Spielwarenfabrik von der Firma Knödler aus Fürth in Bayern übernommen und auf die Fertigung von Kriegsgütern umgestellt. Ab 1944 entstanden dort Flugzeugteile, vor allem Propeller. Außerdem wurden Zündungen für lenkbare Geschosse und Präzisionsteile für die sogenannten „V-Waffen“ gefertigt.

Ketschenbach schloss sich als erste Gemeinde an Neustadt an. Schon 1966 wurde das Thema im Gemeinderat vorgebracht. Nachdem 1969 Oberbürgermeister Ernst Bergmann den Ketschenbacher Einwohnern die Vorteile einer Eingemeindung erläutert hatte, konterte der Landkreis, der die Gemeinde nicht verlieren wollte, ein Jahr später mit einer Bürgerversammlung, in der er einen Zusammenschluss von Haarbrücken, Ketschenbach und Thann anregte. In einer Bürgerbefragung entschieden sich 284 Ketschenbacher für Neustadt, 67 für die Beibehaltung der Selbständigkeit und 15 für ein Zusammengehen mit Haarbrücken und Thann. Nachdem es auch im Gemeinderat eine Mehrheit für Neustadt gegeben hatte, wurde Ketschenbach zum 1. Januar 1972 nach Neustadt eingemeindet.
Zusammenstellung: Isolde Kalter